
10
Gabriel rief an, während ich bei der Polizei in der Abteilung für Brandermittlung saß.
»Ich kann jetzt nicht sprechen«, sagte ich und lächelte den älteren, kahlköpfigen Mann mir gegenüber, der in einem Stapel Papieren blätterte, strahlend an. »Detective Inspector Flores erklärt Magoth und mir gerade die bisherigen Ergebnisse der Ermittlungen.«
Gabriel fluchte. »Was macht er denn da?«
Ich zog meine Hand weg, die Magoth gerade streichelte. »Ach, du kennst doch Magoth. Überall muss er dabei sein.«
»Anscheinend spricht meine Frau mit ihrem Liebhaber«, sagte Magoth zu dem Polizeibeamten, der mir einen verwirrten Blick zuwarf.
»Äh ... tatsächlich?«, sagte er.
Ich lächelte wieder. Am liebsten hätte ich Magoth auf der Stelle erwürgt. »Ignorieren Sie ihn«, sagte ich zum Inspector. »Er hat heute früh ein paar Pilze im Park gefunden und sie gegessen. Wir hoffen, dass seine Halluzinationen bald nachlassen.«
Gabriel murmelte unterdrückt etwas, dem ich nur aus vollem Herzen zustimmen konnte. »Kannst du ihn nicht loswerden? Macht er dir Schwierigkeiten?«
»Nein, und natürlich, aber ich komme schon klar. Magoth hat genau wie ich mit Interesse gehört, dass es keineswegs Brandstiftung war, wie wir glaubten, sondern eine schadhafte Gasleitung.«
»Mit Interesse«, sagte Magoth, packte meinen Stuhl und zog ihn näher an sich heran, damit er mir den Arm um die Schultern legen konnte. »Meine Geliebte, setz dich näher zu mir. Ich möchte deinen weichen, üppigen Körper spüren.«
Der Inspector schürzte die Lippen und blickte Magoth und mich nachdenklich an.
»Ah, dann war es also eine schadhafte Gasleitung?« Gabriels Stimme klang amüsiert. Offensichtlich hatte er nicht gehört, was Magoth gesagt hatte. »Ich bin erleichtert, das zu hören. Dann war es also kein mordlustiger Drache, der auf unsere Vernichtung aus ist.«
»Ja, ich habe mir gedacht, dass dich das freut.«
»Unsere Beziehung ist kompliziert«, erklärte Magoth dem Polizeibeamten in vertraulichem Tonfall. Seine Finger glitten über meinen Hals. Ich biss die Zähne zusammen, um nicht zu protestieren. Das würde Gabriel bestimmt hören. »Sie hat einen Liebhaber, ich habe Tausende. Aber wir lieben beide das Gleiche: gewalttätiges Vorspiel, Folter von Untergebenen und die Drohung, jedem den Bauch aufzuschlitzen, der sich uns in den Weg stellt - so etwas verbindet, wissen Sie.«
»Soll ich dort unterschreiben? Ja, gern.« Hastig unterschrieb ich die Erklärung, dass die Polizei keinerlei Verantwortung für uns übernahm, wenn wir die Überreste des Hauses durchsuchen wollten. Ich hätte alles unterschrieben, um aus dem Büro des Inspectors zu entkommen.
»Macht die sterbliche Polizei dir viel Ärger?«, fragte Gabriel.
»Nein. In ein paar Minuten müsste ich eigentlich hier fertig sein.«
»Das heißt allerdings nicht, dass meine süße May und ich sexuelle Erfüllung auf die gleiche Art und Weise erfahren. Keineswegs. Das würde ich auch gar nicht wollen - danach sollte man bei einem Sexualpartner nie streben«, erläuterte Magoth dem Polizeibeamten, der ihn alarmiert ansah. »Wie wollen Sie es denn wirklich genießen, wenn Sie Ihre Partnerin aufs Rad flechten, um sie zu quälen, und dabei wissen, dass sie es insgeheim wundervoll findet? So etwas kann einem schon sehr die Freude rauben.«
»Wie läuft es bei dir? Hast du gefunden, wonach du gesucht hast? «, fragte ich Gabriel. Hoffentlich hörte er den verzweifelten Unterton in meiner Stimme nicht. Ich warf Magoth einen finsteren Blick zu.
»Eigentlich nicht.«
Der Polizeiinspektor starrte Magoth mit offenem Mund an. »Sie sind ein armer Irrer, wissen Sie das?«
»Ich bin ein Connaisseur, was Sex angeht.« Magoth zuckte nonchalant mit den Schultern. »Das ist mehr oder weniger da Gleiche.«
Ich lächelte den Polizisten erneut strahlend an und drehte mich in meinem Stuhl leicht von seinem Schreibtisch weg.
»Wie meinst du das? Hast du ihn nicht gefunden?«
»Ist Kostya auch da?«
Ich runzelte die Stirn. Obwohl auch Gabriel manchmal der Drachenleidenschaft frönte, eine Frage mit einer anderen Frage zu beantworten, gab er mir normalerweise die Informationen, um die ich ihn bat. »Er ist nicht hier bei uns, wenn du das meinst, aber er ist aus Lettland zurück. Er ... äh ... hatte ebenfalls ein kleines Missgeschick mit seinem Haus.«
Zu meiner Überraschung interessierte sich Gabriel gar nicht dafür. »Halt dich von ihm fern, Vögelchen.«
»Das wird ein bisschen schwierig werden, da er im gleichen I laus wohnt wie wir«, sagte ich vorsichtig.
»Kostya ist in Drakes Haus?« Gabriels Stimme wurde ganz scharf. »Warum?«
Einen Moment lang legte ich die Hand über das Mundstück meines Handys und sagte zu dem Polizeibeamten: »Es tut mir leid, aber mein Ma ... äh ... Partner hat ein familiäre Problem. Ich muss nur rasch mit ihm sprechen. Es dauert nicht lange.«
»Sie wollen zweifellos Telefonsex machen«, sagte Magoth. Er ergriff die Akte vom Schreibtisch des Inspectors und blätterte sie durch. »Ständig haben sie Sex.«
Der Inspector riss ihm die Akte aus der Hand und sagte zu mir, als ich aufstand: »Wir brauchen auch von Mr Tauhou eine Aussage.« Ich nickte und lief hinaus auf den Flur.
»Liebe Grüße an das Tier«, rief Magoth hinter mir her.
Innerlich grollend eilte ich den Flur entlang bis zum Treppenhaus. Zum Glück war es leer. »Entschuldigung, Gabriel, aber ich konnte in der Öffentlichkeit nicht so reden. Was um alles in der Welt ist denn los? Was soll das heißen, du hast Fiat eigentlich nicht gefunden? Und warum soll ich mich von Kostya fernhalten? Hat das etwas mit seiner Reise nach Paris zu tun?«
Gabriels Stimme klang angespannt. »Hat er dir erzählt, dass er in Paris war?«
»Nein. Er wollte mir auch eigentlich gar nicht antworten, als ich ihn danach fragte, aber Jim sagte, er wäre da gewesen. Was ist passiert?«
»Wir haben Fiat nur um wenige Minuten verpasst, aber er hat uns eine Nachricht hinterlassen.«
Angst stieg in mir auf. Die Silberdrachen hatten keinen Streit mit Fiat, und doch hatte ich eine schlimme Vorahnung. Ich musste mich ein paar Mal räuspern, bevor ich fragen konnte: »Was für eine Nachricht?«
Gabriel schwieg. Dann antwortete er: »In Frankreich sind achtundsechzig blaue Drachen ermordet worden.«
»Agathos daimon«, flüsterte ich entsetzt. »Er hat Mitglieder seiner eigenen Sippe umgebracht?«
»Nein. Die getöteten Drachen waren Gefolgsleute von Bastian, nicht von Fiat.«
»Er ist wahnsinnig«, sagte ich. Diese grässlichen Morde gingen über mein Vorstellungsvermögen.
»Da wird dir niemand widersprechen.« Gabriels Stimme klang erschöpft, und mein Herz flog ihm entgegen. Gabriel war ein starker, arroganter Wyvern, aber er war auch ein Heiler, und ich wusste, dass er diese Aufgabe sehr ernst nahm. Dass Unschuldige einfach so abgeschlachtet wurden, traf ihn zutiefst. »Es dauert noch einen Tag länger, bevor ich wieder nach Hause komme, aber ich muss wissen, dass du in dieser Zeit in Sicherheit bist.«
»Ich verstehe nicht, was Fiats Mordlust mit Kostya zu tun hat. Wie haben die beiden denn miteinander zu tun?«
Erneut schwieg Gabriel eine Zeit lang. »Alleine hätte Fiat gar nicht handeln können. Das sind viel zu viele Tode für die kleine Gruppe von Ouroboros, die ihm folgen«, sagte er langsam, und ich konnte spüren, wie traurig er war. »Das eigentliche Töten hat er seinem Komplizen überlassen.«
»Und wer ist das? Du meinst doch nicht Kostya, oder? Das macht keinen Sinn, Gabriel. Er hält sich im Moment absolut zurück wegen des sárkány.«
»Heute wird kein sárkány stattfinden. Chuan Ren und ich werden hier noch aufgehalten, bevor wir nach England zurückkehren können.«
»Das verstehe ich ja, aber du hast mir noch nicht erklärt, warum du glaubst, dass Kostya etwas mit dem Ganzen zu tun hat. Gabriel...« Ich zögerte einen Moment lang, weil ich nicht genau wusste, wie ich das, was ich sagen wollte, formulieren sollte. »Ihr beiden habt ernsthafte Probleme miteinander gehabt, aber ich traue ihm wirklich nicht zu, dass er Bastians halbe Sippe auslöscht. Wenn es um die silbernen Drachen geht, dann mag er ja ein bisschen aufbrausend sein, aber er ist nicht wahnsinnig. Er weiß doch, dass der Weyr seine Sippe nicht anerkennt, wenn er Fiat unterstützt, und das ist schließlich sein größter Wunsch. Das würde er nie in Gefahr bringen.«
Eine Stimme im Hintergrund übertönte seinen Seufzer. »Ich komme gleich. Mayling, ich muss aufhören. Ich muss einen Überlebenden heilen. Ich weiß, dass es dir gegen den Strich geht, etwas ohne Grund zu tun, aber bitte vertrau mir - halte dich von Kostya fern.«
»Er würde nicht ...« Gabriel unterbrach mich scharf. »Man hat gesehen, wie er in Paris den Tatort verlassen hat. Verstehst du? Er war da, May. Er wurde gesehen. Ruf meine Mutter, Maata und die anderen zusammen und verlasst Drakes Haus. Ich muss jetzt los. Wenn ich kann, rufe ich später noch einmal an.«
Er legte auf. Wie erstarrt blieb ich stehen und blickte auf eine offizielle polizeiliche Mitteilung, die an die Tür geheftet war.
»Ms Northcott?«
Es dauerte ein paar Minuten, bevor mir klar wurde, dass der Detective Inspector meinen Namen sagte. Mühsam riss ich mich aus dem Abgrund der Verwirrung, in den ich gestürzt war. »Wie bitte?«
»Ich habe Sie gefragt, ob es Ihnen nicht gut geht. Sie sehen angegriffen aus.«
»Leider ein kleines Problem in der Familie. Muss ich noch mehr Formulare unterschreiben?«
»Nein. Aber ich würde Sie bitten, Ihren Gatten von hier zu entfernen. Er ist gefährlich nahe an einer Anzeige wegen Belästigung.«
Ich eilte zurück in das Büro, um Magoth zu holen. Er saß auf dem Schreibtisch einer Polizistin und starrte ihr lüstern in den Ausschnitt ihrer Bluse.
»Du hast versprochen, dich zu benehmen«, sagte ich. Ich packte ihn am Arm und zog ihn von der armen Frau weg.
»Habe ich eigentlich schon erwähnt, wie sehr ich es liebe, wenn du dominant wirst?«, schnurrte er und folgte mir in die Lobby. »Außerdem benehme ich mich doch. Ich habe die Sterblichen nicht ein einziges Mal so genarrt, wie ich es gerne getan hätte. Und ich habe ihnen nicht gesagt, wer du wirklich bist oder wer dein schuppiger Freund ist. Ich habe noch nicht einmal ihre irrige Annahme berichtigt, dass unser Haus aufgrund einer schadhaften Gasleitung in die Luft geflogen ist.«
»Es ist Gabriels Haus, und unsere Abmachung gilt nicht mehr. Wo sind Cyrene und Jim?«
Ich blickte mich in der belebten Lobby um, aber mein Zwilling und der Dämon waren nirgendwo zu sehen.
»Ich bin ein Fürst von Abaddon«, erklärte Magoth beleidigt. »Ich bin kein Wahrsager.«
»Du bist ein Arsch ...« Ich brach ab, bevor ich mich schon wieder mit ihm herumstritt. »Bleib hier, während ich nach ihnen suche. Vielleicht ist Cyrene ja zur Toilette gegangen.«
Ich weiß nicht, warum ich erwartete, dass Magoth tat, was ich von ihm verlangte. Er enttäuschte mich auf jeden Fall nicht, sondern folgte mir auf die Damentoilette, was die Frauen dort aufbrachte. Leider war Cyrene nicht dort.
»Sie hat wahrscheinlich irgendetwas Glänzendes gesehen und die Elster in ihr wollte es unbedingt haben«, sagte ich verärgert und trat aus dem Gebäude heraus, um Ausschau nach ihr zu halten. An der Straße befanden sich mehrere elegante Geschäfte. »Na toll. Das dauert mindestens eine Stunde, bis wir sie aufgespürt haben.«
»Sie war immer schon leicht abzulenken«, meinte Magoth und folgte mir ins nächste Geschäft. »Wie hältst du es bloß mit jemandem aus, der so leicht... oooh, Leder!«
»Ich schaue auf dieser Seite der Straße nach und du auf der gegenüberliegenden«, sagte ich zu ihm. Ich hatte gerade die Ladentür erreicht, als jemand meinen Namen rief. Als ich mich umdrehte, sah ich einen buschigen schwarzen Schweif in einen kleinen Pub verschwinden. Rasch lief ich dorthin. »Jim?«, fragte ich blinzelnd, um meine Augen auf die veränderten Lichtverhältnisse einzustellen.
Es waren nur ein paar Gäste im Lokal, und Cyrene war nicht dabei. Auch von Jim war nichts zu sehen.
»Entschuldigung, aber haben Sie einen großen, schwarzen Hund gesehen?«, fragte ich ein Paar, das an einem Tisch saß.
Sie saßen steif da, als ob sie sich nicht wohlfühlten. »Er ist gerade eben hereingekommen.«
»Jim ist im Hinterzimmer, zusammen mit deinem Zwilling«, sagte eine glatte Stimme hinter mir. Ich erstarrte, als ich den italienischen Akzent bemerkte. Das Paar am Tisch erhob sich, und jetzt erst fiel mir auf, dass es Drachen waren.
Blaue Drachen.
Ich drehte mich langsam um. Fiat hielt eine schwarze Pistole in der Hand, mit der er auf meine Stirn zielte. »Sie werden sich sicher freuen, dich zu sehen.«
»Du weißt doch, dass ich ein Doppelgänger bin, oder?«, fragte ich. »Ich bin nicht nur unsterblich; ich kann auch in die Schattenwelt gleiten, in der du und deine Kugeln nichts ausrichten können.«
»Aber bei deinem Zwilling können sie etwas ausrichten, oder?«, fragte er glatt.
»Sie ist eine Najade. Wenn du auf sie schießt, wird sie nur wütend, und du kannst mir glauben, wenn sie wütend ist, möchtest du nicht in einem Raum mit ihr sein. Sie neigt dazu, elementar zu werden, wenn du verstehst, was ich meine.«
Bevor Fiat antworten konnte, kam Magoth ins Lokal geschlendert, gekleidet in eine schwarze Lederweste und eine dazu passende hautenge Hose ... eine ohne Sitzfläche.
»Was ist das denn, Magoth?«, fragte ich.
Er stellte sich so hin, dass ich das Muskelspiel in seinem Hinterteil bewundern konnte. »Die Sachen sind aus ganz weichem Bullen-Skrotum-Leder.«
»Ja, aber ... ohne Hintern!«
Er ließ erneut seine Muskeln spielen. »Den Sterblichen in dem Lederladen hat es gefallen. Sie haben mir angeboten, meinen Hintern zu tätowieren, aber ich habe ihnen den Fluch auf meinem Schwanz gezeigt, und sie meinten, so etwas hätten sie nicht zu bieten. Was machst du hier?« Er schnüffelte. »Bah. Noch mehr Drachen. Wer ist das? Einer deiner Liebhaber? Warum hat er eine Waffe auf dich gerichtet? Bist du auf ein potenziell tödliches Vorspiel aus? Ohne mich?«
Die Fragen waren zwar an mich gerichtet, aber er schaute dabei Fiat an, der, wie ich amüsiert feststellte, ein wenig verwirrt wirkte, als Magoth neben mich trat und seinen Arm um mich legte. Normalerweise hätte ich diese Geste nicht geduldet, aber manchmal war wohl der Teufel in der Hand besser als der Drache auf dem Dach.
»Wer bist du denn?«, fragte Fiat.
Magoth musterte ihn hochmütig. »Ich bin Magoth, Prinz von Abaddon, und das ist meine Gemahlin. Ich frage noch einmal - warum richtest du eine Waffe auf sie? Wenn du vorhast, sie zu gebrauchen, um Sex mit ihr zu haben, dann musst du mich schon mit einbeziehen.«
Fiat richtete seinen verblüfften Blick auf mich. »Du bist die Gemahlin eines bisexuellen Dämonenfürsten?«
»Ich bin nicht bisexuell. Ich bin all-sexuell«, entgegnete Magoth empört.
Fiat überlegte einen Moment, dann fuhr er fort: »Ist es neuerdings Pflicht, dass alle Gefährtinnen von Wyvern eine Verbindung zu Abaddon haben müssen?«
»Möglicherweise lösen Aisling und ich einen neuen Trend aus«, sagte ich freundlich. Ich stieß Magoth, der versuchte, seine Finger in meine Bluse zu schieben, in die Seite. »Möchtest du mir nicht erklären, warum du meinen Zwilling und einen Dämon gekidnappt hast?«
»Nein«, erwiderte Fiat und wies auf das Hinterzimmer. »Geh.«
Ich spielte mit dem Gedanken, in die Schattenwelt zu huschen, aber sowohl Fiat als auch ich wussten, dass er Cyrene zwar nicht mit seiner Pistole töten, aber ihren Verstand so beschädigen konnte, dass sie sich nie wieder davon erholen würde. Mit dieser Bedrohung lebten alle Unsterblichen - ein Körper, der weiterlebte, während der Geist zerstört war -, und sie nahmen solche Bedrohungen ernst.
»Leider kann ich dich nicht begleiten«, sagte Magoth und betrachtete sein entblößtes Hinterteil im Spiegel neben der Tür. »Ich habe leider Termine. Ich nehme an, du wirst mit diesem Drachen schon fertig und bist um die verabredete Zeit in deinem Bett?«
»Ich würde weder damit rechnen, dass sie in ihrem Bett ist, noch ...« - er wies auf die Tür, an der zwei seiner Männer Position bezogen hatten -, »dass du deine Termine wahrnehmen kannst.«
»Vielleicht sollte ich mir ein Bild aus meinen Filmtagen auf die linke Hinterbacke tätowieren lassen«, murmelte Magoth. Auf einmal ging ihm auf, was Fiat gesagt hatte, und er warf ihm einen eiskalten Blick zu.
Ich erstarrte. Zwar war Magoth fast machtlos, aber wenn er wütend wurde, braute sich um ihn immer noch eine schwarze Aura zusammen.
»Du wagst es, mich aufzuhalten, Drache?«, fragte er kühl.
Ich kannte diese Stimme und den Ausdruck in seinen Augen. Ich wusste jedoch nicht, ob Fiat auf die Drohung reagieren würde.
Fiat beugte sich vor und lächelte Magoth an. »In der Anderwelt fliegen die Gerüchte schnell. Ich habe gehört, dass du ohne deine Macht aus Abaddon verstoßen worden bist.«
Einen Moment lang glitt Magoths Blick zu mir, und ich erstarrte vor Schreck. Hoffentlich sagte er jetzt nicht, dass ich seine Macht besaß. »Meine Gemahlin hat eine Eingabe gemacht. Ich werde bald wieder in Amt und Würden sein, eine Tatsache, die du bedenken solltest.«
Das war natürlich eine Lüge, aber außer ihm und mir wusste das ja keiner, und ich würde ihn ganz bestimmt nicht korrigieren. Natürlich würde er nie von sich aus zu Gabriel gehen und ihm sagen, dass ich in Schwierigkeiten steckte, aber wenn es bekannt wurde, dass Cyrene, |im und ich verschwunden waren, würde Gabriel aus Magoth schon die Wahrheit herausholen.
Fiat seufzte gespielt. »Jeder bekämpft mich. Niemand sieht ein, wie sinnvoll meine Aktionen sind. Renaldo?«
Einer der beiden blonden Drachen hinter Magoth trat einen Schritt vor und schwang einen schwarzen, ledernen Totschläger. Noch ehe ich einen Warnruf ausstoßen konnte, hatte er Magoth einen Schlag auf den Kopf verpasst.
Magoths Gesichtsausdruck wurde ekstatisch; dann verdrehte er die Augen und sank zu Boden.
»Jetzt musst du das jeden Abend machen«, sagte ich zu dem Drachen namens Renaldo, als er und der andere Mann Magoth aufhoben.
Fiat stieß mir die Pistole in die Seite. »Du kommst jetzt mit mir.«
»Sieht so aus, als bliebe mir nichts anderes übrig«, sagte ich ruhig. Wir gingen einen Gang entlang, und die beiden Männer zerrten Magoth hinter sich her.